Margarete Schweikert

Margarete Schweikert wurde am 16. Februar 1887 in Karlsruhe in einer Familie des aufstrebenden Bürgertums geboren. Vater Friedrich arbeitete bei einer Versicherung und berichtete für mehrere Zeitungen aus dem Musikleben der Residenzstadt, die Familie von Mutter Luise besaß ein prosperierendes Goldwarengeschäft. Margarete Schweikert blieb Einzelkind. Der Vater machte sie mit der Violine, die Mutter und die Tante Emilie Petry mit dem Klavier vertraut. Erste Kompositionsversuche unternahm sie im Alter von zehn Jahren, mit zwölf schrieb sie ihr erstes Lied. Die vielseitige Musikerin bereitete sich früh und mit allem Nachdruck auf ihren Beruf vor; zugunsten der musikalischen Ausbildung verließ sie mit vierzehn Jahren das Mädchengymnasium. Margarete Schweikert war Schülerin am Munz’schen Konservatorium in Karlsruhe, dort wurden ab 1904 Werke von ihr in Schülerkonzerten aufgeführt. Am Badischen Konservatorium, dem Vorläufer der Badischen Hochschule für Musik, studierte sie bei dem Konzertmeister der Badischen Hofkapelle Heinrich Deecke Violine und bei Max Herold Musiktheorie und Komposition. Zu ihrer Volljährigkeit ließ sie sich von den Eltern statt der üblichen Aussteuer eine wertvolle Violine schenken, auf der sie konzertieren konnte. Zum Wintersemester 1912/13 setzte sie ihre Studien in Stuttgart fort. Ihre Lehrer waren Carl Wendling im Fach Geige und Joseph Haas, ein Schüler Max Regers, im Fach Komposition; beide unterrichteten am dortigen Königlichen Konservatorium. 1912 wurde ihre erste Liedersammlung im Wunderhorn Verlag München gedruckt, 1913 das Singspiel für Kinder Der Froschkönig nach einem Text von Erika Ebert in Karlsruhe uraufgeführt. Konzertreisen, unter anderem mit dem Münchner Pianisten August Schmid-Lindner, machten sie als Kammermusikerin und Komponistin von Klavierliedern in ganz Süddeutschland bekannt. In Karlsruhe organisierte sie vor und nach dem Ersten Weltkrieg in der elterlichen Wohnung eine entgeltpflichtige Kammerkonzertreihe, in der neben Werken der historischen Höhenkammliteratur Novitäten von Zeitgenossen und eigene Kompositionen erklangen. Das Spektrum ihrer Tätigkeiten war breit: Margarete Schweikert trat als Lehrerin, Geigerin, Pianistin, Komponistin und Musikkritikerin an die Öffentlichkeit. Die meisten ihrer rund 160 erhaltenen Lieder entstanden zwischen 1905 und 1923, davon wurden 75 in eigenen Konzerten oder in Programmen befreundeter Künstlerinnen und Künstler aufgeführt. Um 1920 konnte Schweikert über Karlsruhe hinaus renommierte Sängerinnen und Sänger wie Hedy Iracema-Brügelmann, Hermann Conzelmann und Rudolf Ritter als Interpreten gewinnen. Anfang 1922 starb Mutter Luise, die Schweikert alle Pflichten im Haushalt abgenommen hatte, im September 1923 heiratete sie den Bankkaufmann Hermann Voigt, im Juli 1924 wurde Tochter Christiane geboren. Hermann Voigt übernahm nach einem Jahr Goldschmiedeschule das Goldwarengeschäft der mütterlichen Familie. Nach Heirat und Geburt der Tochter reduzierte Margarete Voigt-Schweikert ihre künstlerische Tätigkeit: Im Mai 1926 gab sie das letzte Konzert ihrer eigenen Reihe. In Karlsruhe und der Umgebung trat sie weiterhin als Geigerin auf, doch erst 1930 wurden wieder zwei neue Lieder uraufgeführt. Während des „Dritten Reiches“ erhielt Margarete Voigt-Schweikert als Doppelverdienerin keine Arbeitserlaubnis, und so blieb die Geigerin und Komponistin auf Veranstaltungen im privaten Rahmen und auf die Heimabende der Nationalsozialistischen Frauenschaft beschränkt. Mehrere Schicksalsschläge, darunter eine schwere Erkrankung, trafen sie in den letzten Kriegsjahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Schweikert ihre Lehrtätigkeit ebenso wie ihre Hauskonzerte wieder auf, es entstanden noch einige Lieder.
Margarete Voigt-Schweikert war seit der Wiedergründung der Karlsruher GEDOK im Jahr 1950 Fachbeirätin für Musik und ab 1955 Erste Vorsitzende. Sie starb am 13. März 1957 in ihrer Heimatstadt.
 
Birgitta Schmid
Margarete Schweikert